Ein hochkritischer Beitrag zum Klimaschutz

Admin User
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Eine nächtliche Stadtstraße mit Gebäuden, Fahrzeugen, Pfählen, Lampen, Gittern, Bäumen und einer Skulptur unter einem dunklen Himmel.

Ein hochkritischer Beitrag zum Klimaschutz

Ein hochumstrittenes Projekt zum Klimaschutz

Bremen will mit CO₂-Speicherung einen großen Sprung wagen – der Senat jubelt, die Risiken werden kleingerechnet

  1. Dezember 2025, 09:47 Uhr

Schlagwörter: Wissenschaft, Klimawandel, Energie, Finanzen

Bremen treibt ein ehrgeiziges Vorhaben voran, um mithilfe neuer Technologien den CO₂-Ausstoß drastisch zu reduzieren. Die Stadt plant, Kohlendioxid aus einer Müllverbrennungsanlage abzuscheiden, zu verflüssigen und tief unter der Nordsee zu lagern. Nach Angaben der Verantwortlichen soll das Projekt jährlich fast 300.000 Tonnen CO₂ einsparen – Kritiker halten diese Zahlen jedoch für übertrieben optimistisch.

Das unter dem Namen Brewaccs bekannte Projekt sieht vor, die Emissionen der von der SWB AG betriebenen Abfallverwertungsanlage aufzufangen. Das abgeschiedene CO₂ soll anschließend per Schiff zu erschöpften Öl- und Gasfeldern vor der Küste transportiert und dort dauerhaft gespeichert werden. Der Bremer Senat fördert das Vorhaben mit neun Millionen Euro, bei Gesamtkosten von geschätzten 170 Millionen Euro.

Die Berechnungen Bremens gehen davon aus, dass die Anlage den gesamten benötigten Dampf für die CO₂-Abscheidung liefert und die überschüssige Wärme in das Fernwärmenetz eingespeist wird. Doch der Umweltverband BUND bezeichnet die angegebene Abscheiderate von 90 Prozent als „völlig realitätsfremd“. Zudem warnt er, dass die unterirdische Einlagerung von CO₂ Formationswasser verdrängen und so Seegraswiesen sowie andere marine Ökosysteme schädigen könnte. Als einzige kommerzielle Speicheroption steht derzeit das Konsortium Northern Lights JV zur Verfügung, ein Gemeinschaftsprojekt der Konzerne Equinor, Shell und TotalEnergies. Andere europäische Unternehmen haben bereits Verträge für grenzüberschreitende CO₂-Transporte abgeschlossen, darunter Stockholm Exergi (ab 2025 jährlich 900.000 Tonnen) und Ørsted (ab 2026 430.000 Tonnen). Die öffentlichen Subventionen für das Bremer Projekt entsprechen 52 Euro pro eingesparter Tonne CO₂ im Jahr. Der BUND lehnt das Vorhaben ab und argumentiert, dass CCS-Technologien (Carbon Capture and Storage) Ressourcen von effektiveren Klimaschutzmaßnahmen abziehen.

Trotz der Kritik setzen die Stadt und die SWB AG das Projekt weiter um. Bei Erfolg könnte Bremen eine Vorreiterrolle in der CO₂-Abscheidung einnehmen. Die ersten CO₂-Lieferungen zur Speicherung werden in den kommenden Jahren erwartet – doch Umweltrisiken und Kostensorgen bleiben bestehen. Ob sich ähnliche Projekte in Europa durchsetzen, wird maßgeblich vom Ausgang dieses Vorhabens abhängen.