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Ein mit Lichtern geschmückter Weihnachtsbaum steht vor einem Vorhang und einer Topfpflanze.

Die Wahrheit

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Teaser: Lebenslanger Bayer: Allgegenwärtig vor Weihnachten in Bayern ist das Gedicht „Heilige Nacht“ des nach wie vor beliebten Antisemiten Ludwig Thoma.

18. Dezember 2025, 23:06 Uhr

Ludwig Thomas antisemitisches Erbe sorgt in Bayern weiterhin für Debatten. Trotz seiner umstrittenen Schriften wird der Autor bis heute weitläufig verehrt – Straßen und Schulen tragen noch immer seinen Namen. Versuche, diese Umbenennungen durchzusetzen, stoßen jedoch auf massiven Widerstand in der Bevölkerung, die seine kulturellen Verdienste schätzt.

Thomas Gedicht „Heilige Nacht“ aus dem Jahr 1917 ist seit Jahrzehnten fester Bestandteil der bayerischen Weihnachtsbräuche. Der Text, der die Reise von Maria und Josef nach Bethlehem mit antisemitischen Untertönen verspottet, wird noch immer in Wohnzimmern und Theatern vorgetragen. Der Schauspieler Enrico de Paruta zieht seit über 25 Jahren mit seinen jährlichen „Heilige Nacht“-Aufführungen in München, Ingolstadt und Regensburg ein großes Publikum an.

Aktivisten und lokale Initiativen fordern seit Langem die Umbenennung von nach Thoma benannten Straßen und verweisen dabei auf seine dokumentierte Judenfeindschaft. Besonders in Oberbayern stoßen diese Kampagnen jedoch auf wenig Resonanz. Viele Einwohner lehnen Veränderungen ab und argumentieren, dass Thomas leichtere Werke wie die „Lausbubengeschichten“ zu wertvoll für das kulturelle Gedächtnis seien. Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter hat Umbenennungsbestrebungen klar eine Absage erteilt: „Solange ich Oberbürgermeister bin, wird das nicht passieren.“ Das Dilemma beschränkt sich nicht auf Straßenschilder. Eltern haben oft keine Alternative, als ihre Kinder auf Schulen zu schicken, die Thomas Namen tragen. Gleichzeitig bleibt das Gedicht durch die weihnachtliche Tradition präsent – viele Bayern rezitieren oder singen es, ohne seine Herkunft zu hinterfragen.

Umbenennungsinitiativen sind weitgehend zum Erliegen gekommen, da die kulturelle Verbundenheit mit Thomas Werk tief verwurzelt ist. Seine antisemitischen Schriften bleiben Teil des öffentlichen Lebens – von Straßennamen bis zu festlichen Aufführungen. Die Diskussion dauert an, doch konkrete Änderungen sind bisher ausgeblieben.